Informationen zur Tagung „Demenz und Depression“ am 17.11.2017
Demenz und Depression
Depression und Demenz sind zwei Erkrankungen. Das Erleben des eigenen Abbaus an kognitiven Fähigkeiten, wie der Merkfähigkeit, der Fähigkeit den Überblick zu bewahren, zu planen usw. ist eine Belastung, ein Erleben von Autonomieverlust, das auch zur Depression führen kann. Depression beeinflusst die Informationsverarbeitung im Gehirn, wie z.B. die Gedächtnisleistung, und kann Symptome der Demenz verschlechtern.
Menschen mit affektiven Erkrankungen, zu denen die Depression gehört, haben ein höheres Risiko, eine Demenz zu entwickeln, doch das muss nicht immer so sein. Eine Depression kann aber sehr wohl als Symptom im Anfangsstadium der Demenz auftreten.
Bei älteren Patienten, die ohnehin sehr oft das Altern als Verlust erleben (Verlust von Autonomie, Verlust von Fähigkeiten, Sinnverlust, Verlust von Beziehungen, zunehmende Abhängigkeit von anderen), können depressive Symptome häufig auftreten; wenn gleichzeitig auch ein dementieller Abbau vorliegt, geht dies Hand in Hand. Menschen, die das Altern positiv gestalten können, haben auch mehr vor Demenz schützende Faktoren.
Die richtige Diagnose einer Depression und die Behandlung sind wichtig, denn die Depression kann eine Demenz imitieren (sog. depressive Pseudodemenz) oder die Symptome der Demenz verschlechtern. Viele Patienten erfahren auf diese Weise eine Fehldiagnose Demenz, obwohl sie eigentlich keine haben.
Depressionen sind sehr häufig: Insgesamt muss man davon ausgehen, dass in Südtirol 20.000 bis 25.000 Menschen derzeit an Depression leiden, ein wichtiger Teil davon sind Senioren.
Das Auftreten depressiver Symptome bei Demenz kann eine große zusätzliche Belastung für die Betroffenen darstellen, ebenso für die Menschen, die diese begleiten. Die auftretenden Schwierigkeiten können vielfältig und von Mensch zu Mensch verschieden sein, häufig aber sind solche Menschen apathisch oder unruhig und aggressiv, haben mehr Schlafstörungen, äußern Suizidgedanken oder sind tatsächlich suizidal. Angehörige sind entsprechend stark belastet und oft ohnmächtig dem Leiden ihrer Lieben gegenüber.
Hilfe gibt es. Neurologen weisen die Betroffenen den Psychiatern zu, um die psychiatrischen Aspekte der Demenz oder eben eine Depression zu behandeln.
Auch kann man/frau sich an den Hausarzt als erste Anlaufstelle wenden, oder auch mit oder ohne Zuweisung einen Termin im ZPG, dem Zentrum psychischer Gesundheit im Sanitätsbetrieb vor Ort vereinbaren, um so zu professioneller Hilfe zu kommen. Eine gezielte Behandlung mit einem Antidepressivum kann schon nach wenigen Wochen erfolgreich sein und die Situation der Betroffenen deutlich verbessern. Pflegende Angehörige haben selbst ein hohes Risiko, depressive Symptome zu entwickeln. Auch für diese gibt es Anlaufstellen wie Selbsthilfegruppen, Verbände, psychologische Dienste; bei Bedarf kann man medikamentöse Hilfe in den Zentren Psychischer Gesundheit beanspruchen, aber auch das Delegieren von Aufgaben an professionelle Pfleger/innen ist ratsam.
Dr. Ivano Simioni
Download: Vortrag von Dr. Ivano A. Simioni über Demenz und Depression in italienischer Sprache