Schöner Artikel in der Tageszeitung Dolomiten vom 24. April 2019

Endlich auch in Meran: ergänzende Hilfestellungen in der Selbsthilfe für Demenzkranke und deren Familien

Ulrich Seitz, der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol, zeigt sich sehr darüber erfreut, dass es nun endlich gelungen ist, auch in der Selbsthilfe für Menschen, die an Demenz leiden und vor allem für deren Angehörige, über die Alzheimervereinigung Südtirol, neue Angebote für Betroffene in der Passerstadt anzubieten.

Unser Dank geht natürlich an den Gesundheitsbezirk Meran, vor allem an die Memory Klinik und das dort tätige ärztliche und nicht ärztliche Personal, das täglich in der Betreuung von Demenzkranken involviert ist. Trotzdem, oder gerade deswegen braucht es aber noch zusätzliche Hilfestellungen bzw. Leistungen, die von der öffentlichen Hand aus Ressourcengründen nicht abgedeckt werden können. Über die Grüne Nummer 800660561 erhalten wir sehr viele Anrufe aus der Meraner Gegend, so Ulrich Seitz, und über diese können nun zukünftig ebenso Termine mit Experten aus der Selbsthilfe in Meran vereinbart werden. Es ist uns in diesem Zusammenhang ein Anliegen, konkret einen Psychologischen Beratungsdienst für Angehörige als Wegbegleitung für Betreuer/innen bei ihrer Krankenpflege zu Hause, sicherzustellen. Es handelt sich um eine PSYCHOLOGISCHE UNTERSTÜTZUNG FÜR CAREGIVER, um ihnen den schwierigen Weg der Pflege chronisch Kranker daheim zu erleichtern, um angemessene Verhaltensstrategien für den Umgang und die Verbesserung der Kommunikation im Sinne der Validationstherapie zu vermitteln, und um Angehörige auf die für ihre Bedürfnisse geeignetsten Dienste hinzuweisen. Das Ziel ist es so Seitz, den Angehörigen Demenzkranker in den verschiedenen Phasen der Krankheit beizustehen, sie zu unterstützen und besser anzuleiten. Wir stützen uns hierbei auf spezifische für die angesprochenen Krankheitsbilder geschulte Psychologen, die im Berufsverzeichnis eingetragen sind und die Alzheimervereinigung unterstützen.

Des Weiteren bieten wir neuerdings immer am Freitag von 15 Uhr bis 17.30 in der St. Anna Klinik in Meran ein speziell erarbeitetes kunsttherapeutisches Programm mit Frau Rita Mentzel an, die sich auf diesem Gebiet großes Fachwissen angeeignet hat, und Demenzkranken mit seinen pflegenden Angehörigen bei Freude und Trauer, im Fragen und Erkennen, begleitet. Unsere Kunsttherapie ist ein erprobter Weg, den Erinnerungsspuren des Demenzkranken nachzugehen, so Ulrich Seitz. Durch unsere einfühlsame Kunsttherapie wird der Demenzkranke behutsam zu alten Erinnerungen und neuen Erfahrungen geführt. Das Malen und das freie Gestalten von Formen geben den Gedanken und Gefühlen Halt und Struktur, schaffen eine Verständigungsbrücke, wo Worte fehlen. Über diese Verständigungsbrücke entsteht ein Weg zwischen dem Demenzkranken und seiner Umwelt. Sie ermöglicht den pflegenden Angehörigen, einen neuen und oftmals auch überraschenden Zugang zum Demenzkranken zu finden, betont Rita Mentzel. Es ist nicht leicht, weder für die Angehörigen noch für den Erkrankten, der in einer eigenen Welt lebt und sie für real hält. Diskussionen über Sinn und Unsinn von Äußerungen und Handlungen sollte man deshalb nicht führen, sondern Orientierung und Sicherheit vermitteln, geduldig und respektvoll bleiben und Anschuldigungen nicht persönlich nehmen – das können Hilfen im Alltag sein. Die Anstrengung bleibt und deshalb ist es unerlässslich, etwas gegen die Überforderung und für die Entlastung zu tun. Dazu gehört in besonderer Weise, sich zu informieren, Formalien zu klären und eine soziale Isolation gar nicht erst zuzulassen.

Bild von links nach rechts Schauspieler Thomas Hochkofler und Alfred Monsorno, ASAA Präsident Ulrich Seitz

Eine weitere positive Nachricht aus Meran. Der dort lebende, erfolgreiche Sarner Schauspieler Thomas Hochkofler hat nämlich unlängst seine „moralische Unterstützung“ für das Projekt „Run for Alzheimer“ ausgedrückt. Hierbei geht es darum, gemeinsam das Vorhaben von Alfred Monsorno, der als erster Südtiroler der 1979 den New York Marathon gelaufen ist, und dieses Unterfangen am 03.11.2019 mit seinen Söhnen wiederholt, mit einem klaren Bekenntnis für mehr Solidarität für Menschen, die an chronischer Vergesslichkeit leiden, zu sensibilisieren. Alfred Monsorno wird diese Botschaft in die Welt hinaustragen und wir werden im Central Park mit einer Überraschung all jenen Südtirolern danken, die uns immer wieder bei der Hilfe für betroffene Familien zur Seite stehen, sagt Seitz.

Beeindruckende Solidarität: Südtiroler Prominente engagieren sich für die Alzheimervere inigung Südtirol

Reden wir endlich darüber und verstecken uns nicht

ist der Slogan von Seitz und Moroder sowie des gesamten Vorstandes der Alzheimervereinigung Südtirols ASAA,

Wir arbeiten gerade in diesen ersten Monaten des Jahres auf allen Fronten: so ist der Kurs für pflegende Angehörige angelaufen, bei dem Mann und Frau unverbindlich jederzeit in den nächsten Wochen noch einsteigen kann, und sich bei info@asaa.it, genaue Informationen über die unterschiedlichen wichtigen Themen des Alltags mit Menschen, die an chronischer Vergesslichkeit und Auffälligkeitsstörungen leiden,  einholen kann. Der Austausch mit anderen Pflegenden ist gerade bei einer so komplexen Erkrankung wie Demenz, von ganz großer Bedeutung. Die Resonanz der Teilnehmer zeigt das und in diesem Sinne ist für die Vereinigung dieser Weg der Aufklärung und Beratung unverzichtbar.

Es wird immer unverzichtbarer das Thema Demenz anzusprechen, auch um eine Lobby der Patienten und deren Familien in unserem Lande zu fördern. Beunruhigend ist, so ASAA Präsident Seitz, dass immer weniger Mittel in der Forschung und Wissenschaft für die Ursachen- bzw. Behandlung der Symptome von Alzheimer von den großen Pharmakonzernen investiert werden, und Familien sich auch sonst immer öfters alleingelassen fühlen, da die Wartzeiten für Abklärungen klinischer Natur, aufgrund des erheblichen Ressourcenmangels im öffentlichen Gesundheitswesen immer länger werden.

Hintergrund: Alfred Monsorno:

Unvergessliche Momente erleben, gemeinsame Ziele erreichen: im Herbst 2019 jährt sich mein erster Lauf beim New York City Marathon zum 40. Mal. Am 21. Oktober 1979 lief ich als erster Südtiroler den wohl bekanntesten Marathon der Welt am Big Apple. Erinnerungen, welche mich heute noch bewegen. Im Jahr 2019, genau 40 Jahre danach, gehe ich das Projekt nun nochmal an – doch dieses Mal etwas anders. Und zwar laufe ich mit meinen Söhnen Thomas (33) und Benjamin( 3o) zum ersten Mal gemeinsam die 42,195 km durch alle fünf Stadtteile von New York. Der langersehnte Traum, zusammen mit meinen  Kindern den NYC Marathon zu laufen, ist mit 67 Jahren zum Greifen nah.

Doch ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um auf all jene Menschen in Südtirol hinzuweisen, die aufgrund ihrer Alzheimer-Erkrankung entweder keinen Marathon mehr laufen können oder bereits die Erinnerungen an ebensolche persönliche Momente verloren haben. Diese Menschen werden mein Ansporn und meine Motivation in den zahlreichen Vorbereitungsläufen und bei den finalen 40.000 Schritten in New York sein.

Das Charity Projekt Run For Alzheimer Südtirol widme ich daher der Alzheimer Vereinigung Südtirol ASAA .

Mögliche Projektpartner: Unternehmen, Institutionen, Vereine, Freunde und Bekannte, die einen Betrag für jeden gelaufenen Marathon-Kilometer spenden möchten (42,195 km )

                               WE RUN – WE HELP- WE GIVE !!

Mindestspende pro Kilometer für Partner / Friends: € 10 = €420 für 42,195 km. mit Foto

Vor Kurzem fand im Rahmen der Latscher Gesundheitstage, die bereits in der gleichnamigen Vinschger Gemeinde Tradition haben, auf Einladung der SVP Frauen und der Ortsbäuerinnen ein Impulsreferat mit  Hintergrundinformationen rund um die Demenz, statt.  Referenten waren dabei Ulrich Seitz, Präsident derAlzheimervereinigung Südtirol und Vorstandsmitglied  Helga Koler sowie Robert Peer, der neue Ansprechpartner der Vinschgauer Selbsthilfegrupppe im Verein.

„Mit der Demenz eines Partners, Verwandten oder Freundes ändert sich die Lebenssituation vieler Menschen. Es braucht Rat, Wegweiser durch vorhandene Angebote und Aufgenommen werden von anderen“, betonte Präsident Ulrich

Seitz. Sonja Platzer, die Organisatorin des Abends fügte auch hinzu: „je früher die Situation erkannt wird und Informationen eingeholt werden, desto besser geht es den Betroffenen und den Angehörigen.“ Das zahlreich anwesende Publikum erhielt  bei der angesprochenen Veranstaltung Informationen zu den Alarmsignalen der neurodegenerativen Krankheitsbilder und zu den aktuellen Betreuungsmöglichkeiten. Es wurde betont, dass die Demenz – inzwischen spricht man oftmals von „Hirnleistungsstörung“ oder „kognitiver Beeinträchtigung“- in verschiedenen Formen auftreten kann. Die häufigsten sind Alzheimer (50-80%, dabei werden Neuronen im Gehirn durch Ablagerungen unfähig, miteinander zu kommunizieren) und vaskuläre oder Multi-Infarkt-Demenz (20 %, dabei verursachen Durchblutungsstörungen durch kleine Schlaganfälle undurchlässige, also blockierte Zonen im Gehirn). Zudem können auch Mischformen auftreten (15 %). Beide Formen beginnen schleichend. Alarmsignale sind: abnehmende Merkfähigkeit, zunehmende Vergesslichkeit; Schwierigkeiten bei alltäglichen, auch gewohnten, Verrichtungen; ständige Wiederholungen; Probleme beim Umgang mit Geld; räumliche und zeitliche Desorientierung; Verlegen von Gegenständen und Verdächtigungen anderer; Rückzug und Vernachlässigung der eigenen Person. In späteren Phasen treten oft Depressionen, Stimmungsschwankungen, Sprachstörungen, Aggressivität, Inkontinenz, völliges Unvermögen von Denken und Planen auf (die Abfolge ist variabel), und die Krankheit entwickelt sich bis zur totalen Hilflosigkeit der Betroffenen weiter. Was das für die Kranken selbst bedeutet, kann man nur abschätzen. Ulrich Seitz informierte des Weiteren über den neu angelaufenen Psychologischen Beratungsdienst für Angehörige, um ihnen den schwierigen Weg der Pflege chronisch Kranker zu erleichtern bzw. um angemessene Verhaltensstrategien für den Umgang und die Verbesserung der Kommunikation im Sinne der Validationstherapie zu vermitteln. Zum Abschluss des Abends wurde noch ein ganz spezieller „Parcours“ vorgestellt. Es ist „Hands-on Dementia“, welcher in interaktiver Art und Weise die Symptome einer Demenz simuliert. Der innovative Simulator führt in einer beeindruckenden Art und Weise durch einen ganz gewöhnlichen Tag in insgesamt 13 alltäglichen Situationen. Vom Anziehen bis zum Abendessen können Personen, die nicht an Demenz erkrankt sind, erleben, wie sich die Symptome der chronischen Vergesslichkeit mit zusätzlichen Problemen anfühlen. Dabei konnten auch die Teilnehmenden in Latsch ihre eigenen Grenzen erfahren, Unbehagen empfinden und das eigene Unvermögen wahrnehmen. Dieses neue Sensibilisierungsangebot der Alzheimervereinigung Südtirol hilft, das Verhalten und die Gefühle des Anderen, besser zu verstehen, so Ulrich Seitz. 

Mehr Informationen für Betroffene und Interessierte, auch was Vorträge, Gesprächsrunden, Infomaterialien, Kurse, persönliche Beratung und Therapien angeht, gibt es über 0471/051 951 (MO-MI-FR, 17-19 Uhr), täglich an der Grünen Nummer 800 660 561 oder auch über die Homepage www.alzheimer.bz.it, E-Mail info@asaa.it.

Im Bild: Veranstaltungsgast Richard Theiner (ehemaliger Landesrat für Gesundheit und Soziales aus Latasch), die Organisatorin der Latscher Gesundheitstage, Vizebürgermeisterin Sonja Platzer sowie der  Referent der  Alzheimervereinigung, Präsident Ulrich Seitz