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Eröffnung Wanderausstellung

„Momente – die Verantwortung zu Handeln“ im Sprengel Gadertal

Der Sozialsprengel Gadertal hat unlängst in Zusammenarbeit mit der Vereinigung ASAA – Alzheimer Südtirol die offizielle Vernissage der Wanderausstellung mit Fotos unter dem Titel „Demënza – La responsabilité de fá valch“ (Demenz – Die Verantwortung zu Handeln) eröffnet.  Das Ziel ist es dabei, das Bewusstsein für Menschen, die an einer Demenz leiden, zu schaffen. Dabei sollen vor allem Berührungsängste abgebaut werden, so der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol, ASAA, Ulrich Seitz. Bei einem  spezifischen Impulsreferat zu „Lebensqualität mit Demenz“ gingen Ulrich Seitz und Helga Koler von der Alzheimervereinigung auf die Betreuung der Betroffenen ein. Einen Alzheimer-Patienten zu betreuen, so Ulrich Seitz, bedeutet nämlich, sich sowohl auf Stimmungsschwankungen, das Nachlassen der geistigen Fähigkeiten sowie auf Persönlichkeitsveränderungen einzustellen. Das bringt ebenso mit sich, dass demente Menschen bei der Verrichtung alltäglicher Dinge wie beispielsweise die Körperpflege unterstützt werden müssen. Darüber hinaus gilt es, sich zunehmend mit medizinischen und körperlichen Problemen wie Verstopfung, Inkontinenz, Schwerhörigkeit oder Sehstörungen zu beschäftigen. Und all diese unter dem Gesichtspunkt, dass trotz medizinischer Betreuung, Pflege und liebevoller Zuwendung keine Chance auf Heilung besteht, so Ulrich Seitz.

Den Autoren der angesprochenen Wanderausstellung, Manuela Tessaro und Alberto Franceschi, war es wichtig, dass stets die Menschen und deren Würde im Vordergrund stehen. Denn nur so kann eine emotionale Brücke zu den Betrachtenden entstehen. Das Fotoprojekt umfasst unterschiedliche Fotos und grafisch gestaltete Texte, die in Zusammenarbeit mit Ärzten, professionellem Pflegepersonal, mit pflegenden Angehörigen und Freunden erarbeitet wurden.

Die Botschaft des von der Alzheimervereinigung Südtirol initiierten Vorhabens ist jene, dass zwar die Krankheit die Menschen im tiefsten Inneren trifft, dass jedoch dabei nichts Seltsames oder Bedrohliches in ihrem äußeren Erscheinungsbild empfunden wird. Folglich gibt es nichts was verborgen werden müsste, wenn ein eigenes Familienmitglied Zeichen aufweist, welche an eine kognitive Störung denken lassen. Dagegen ist leider bekannt, wie schwerwiegend das Stigma noch wiegt, das die Alzheimer-Krankheit umgibt. Dies führt nicht selten zu einer erheblichen Verzögerung bei der Krankheitserkenntnis vonseiten des Kranken und seines familiären Kontexts. Der Gang zum Vertrauensarzt wird dabei oft aufgeschoben. Das von Familien selbst auferlegte Verschweigen kann hierbei tatsächlich zu einer Verlängerung der Zeitspanne vor der effektiven Diagnosestellung führen, mit nicht mehr gutzumachenden negativen Folgen für ein frühzeitiges Eingreifen, um Symptome einzudämmen und eine übermäßige Invalidität zu unterbinden. Erklärung: Demenz ist der Überbegriff für Krankheitsbilder, die sich auf der Verfall geistiger und sozialer Fähigkeiten in Folge einer Gehirnschädigung beziehen. Der Alzheimer ist mit rund 60 Prozent die häufigste Form der Demenz, mit einem klar ersichtlichen  Gedächtnisschwund, der zu einer völligen Veränderung der Persönlichkeit führt.

Die Ausstellung, die nun das erste Mal in Ladinien präsentiert wurde, macht im Sozialsprengel Gadertal in Pikolein Halt, wo sie seit dem  02. November 2017 – 31. Jänner 2018 während der Öffnungszeiten des Gesundheits- und Sozialsprengels allen Interessierten offen zugänglich ist. Das Motto des Vereins „Wir lassen die Angehörigen nicht allein“ bildete die Basis für Fragen und  Erfahrungsaustausch mit dem anwesenden Publikum. Ulrich Seitz wies auf demnächst anstehende Initiativen des Vereins hin, so auf eine Tagung zu Depression und Demenz am 17.11.2017 ab 15.00 Uhr im EOS Rentsch Haus in Bozen. Anliegen ist immer öfters, die in der Pflege involvierten Familienangehörigen auf die Gefahren zusätzlicher Krankheitsbilder rund um Alzheimer oder die inzwischen über 50 bekannten Demenzerkrankungen aufmerksam zu machen und konkrete, praktische Hilfestellung durch Beratung und Unterstützung von Seiten der spezialisierten Selbsthilfe zu gewährleisten. Seitz betont, dass gerade das Auftreten depressiver Symptome bei Demenz eine große zusätzlichen Belastung für die Menschen darstellt, die ihre Lieben begleiten. Hier ist es wichtig, Hilfe anzunehmen. Denn nicht selten, so Seitz, entwickeln pflegende Angehörige ein hohes Risiko, selbst durch ständige Anspannung bzw. Überlastung zu erkranken. Bei Zuspitzen dieser Situationen sind Anlaufstellen, wie Selbsthilfe, psychologische Dienste, aber auch ganz klar das Delegieren von Aufgaben an professionelle Pfleger grundlegend.

Seitz erinnert daran, dass die Einflussnahme des Vereins auf politische Entscheidungen ohne Zweifel immer wichtiger wird, da diese darauf abzielen, die Optik auf diese enorme gesellschaftliche Herausforderung zu lenken, die Südtirol ebenso wie andere Realitäten Europa weit bereits voll erfasst hat. Das Risiko, Opfer einer Gehirnschädigung zu werden ist gewaltig. In Italien leiden bereits über 1 Million Menschen an Demenz, in Südtirol sind es rund 13.000, mit einer Tendenz von rund 1.000 neuen Fällen im Jahr. Im Einzugsgebiet Pustertal/ladinische Täler liegt laut Kenntnisstand der ASAA, der Wert bei rund 170 Neuerkrankungen im Jahr. Momentan leidet jeder 20. Im Alter zwischen 65 und 70 an einer Demenz, zwischen 80 und 90 trifft es fast jeden 3.

Für das Jahr 2030 wird gemäß Aussagen internationaler Fachleute, die sich dabei auch die Lage in Mittel-Europa genauer angesehen haben, mit einer Verdoppelung der bisherigen Patienten ausgegangen. Grund ist dabei unter anderem der demographische Wandel. Ein Wunsch, der bald in Erfüllung gehen soll, ist laut Seitz, eine Selbsthilfegruppe im Gadertal. Daran wird intensiv im Netzwerk mit den Partnern im sozio-sanitären Bereich gearbeitet.

Personen im Foto von links nach rechts: Die Fotografen: Alberto Franceschi & Manuela Tessaro, Siglinde Erlacher vom Sprengel Gadertal, Helga Koler von der Alzheimervereinigung, Ulrich Seitz, Präsident der Alzheimervereinigung, Antonia Castlunger, Helga Trebo und Sabine Rainer vom Sprengel Gadertal.

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