Jährliche Tagung des „Psychosozialen Netzwerkes Pustertal“

Im Bild von links nach rechts: Werner Müller, Roland Griessmair, Markus Huber, Gregorio Rungger, Oswald Mair, Bettina Wachtler, Marion von Sölder, Walter Amhof, Gebhard Mair, Ulrich Seitz

Vor Kurzem hat am Krankenhaus Bruneck die bereits zur Tradition gewordene jährliche Tagung des „Psychosozialen Netzwerkes Pustertal“ stattgefunden. Die Ausgabe 2019 war trotz schwieriger Witterungsbedingungen sehr gut besucht, was auch am Thema der heurigen Initiative lag, ist sich Mitorganisatorin Claudia Lambeck, sicher. Es ging nämlich um die Qualität im Alter, nach dem Motto „gesund und sozial 2030 im Pustertal“.
Koordiniert wurde dieser spannende Austausch wichtiger Entscheidungsträger aus dem sozio-sanitären Bereich im Zusammenspiel zwischen dem Gesundheitsbezirk Bruneck, der Bezirksgemeinschaft Pustertal und der Sozialgenossenschaft EOS, die seit Jahren den Austausch zu gesellschaftlich bedeutsamen Themen im Pustertal anregt. Die Moderation der Veranstaltung hatte der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol, Ulrich Seitz inne.
Die Altersstruktur der Bevölkerung wird sich bis 2030 deutlich verändern. Konkret referierten die anwesenden Fachleute über unterschiedliche Thematiken, die für das Pustertal und darüber hinaus von großem Interesse sind. Eine Fragestellung, die besonders intensiv diskutiert wird ist der demographische Wandel einer alternden Gesellschaft. Dazu gab Frau Primaria Marion von Sölder vom Dienst für Basismedizin Auskunft. Wer heute im Pustertal 80 Jahr alt ist, ist im Durchschnitt biologisch-medizinisch in deutlich besserem Gesundheitszustand als Gleichaltrige vor 20 Jahren. Bei Personen mit Geburtsjahrgang 1950 werden voraussichtlich knapp 6 Prozent der Männer und fast 10 Prozent der Frauen 100 Jahre alt. Von der Generation 2013 werden wahrscheinlich rund 18 Prozent der Bevölkerung ihren 100. Geburtstag feiern können, das vermelden zumindest die aktuellen epidemiologische Untersuchungen im Lande. Ein Überblick zu den Angeboten in der neuen „Memory Clinic“ am Krankenhaus Bruneck erfolgte durch den zuständigen Primar der Neurologie, Gregorio Rungger. Dass das Altern auch Herausforderungen für die Psyche darstellt, unterstrich der Primar Markus Huber vom Psychiatrischen Dienst in Bruneck. Was es mit einer bedarfsgerechten Rehabilitation im Alter auf sich hat, erklärte schließlich die Primaria der Abteilung Rehabilitation am Krankenhaus Bruneck, Bettina Wachtler.
Zu Recht wird immer wieder diskutiert, ob in unserer Gesundheitsversorgung die medizinischen Bedürfnisse älterer Patienten mit akuten spitalbedürftigen Erkrankungen adäquat befriedigt werden. Hier liegt es auch an den Hausärzten im Dialog mit den Fachärzten zu entscheiden, ob die Akuterkrankung eines älteren Menschen mittels klassischer Organmedizin behandelt werden kann oder ob eine spezifische altersmedizinische Hospitalisation notwendig ist.
Die Vertreter des Sozialwesens ermöglichten mit ihren Stellungnahmen einen detaillierten Einblick in die ambulante Seniorenbetreuung im Pustertal und in das stationäre Leistungsspektrum im Bezirk. Gebhard Mair, Direktor der Sozialdienstes BZG Pustertal und Werner Müller, Direktor der Wohn- und Pflegeheime Mittleres Pustertal waren dazu geladen. Voneinander lernen, mehr über die Arbeit der Anderen erfahren, Doppelgleisigkeiten vermeiden, und für Patienten sowie Familien im Netzwerk effizient zu wirken, das wünschen sich auch der Direktor des Gesundheitsbezirks Bruneck, Walter Amhof, wie auch Oswald Mair, der Direktor des Verbandes für Seniorenwohnheime.
Klare Worte für eine sinnvolle Kooperation zwischen Sanität und Sozialem fand zu guter Letzt ebenso der Bürgermeister der Gemeinde Bruneck, Roland Griessmair. Er verlangte wie andere Mitredner eine ständige Überprüfung der derzeit oftmals sehr rigiden Akkreditierungsrichtlinien in Pflegeeinrichtungen.
Aus der Tagung resultierte, dass der Tenor der Fachleute durchwegs positiv ist, vor allem weil es nun darum geht, am konkreten Beispiel des Pustertals die Herausforderungen der Zukunft in der Betreuung und Pflege in wirklich enger Abstimmungen zwischen den Gesundheits- und Sozialdiensten in Angriff zu nehmen. Um die Situation der Pflegekräfte spürbar besser zu machen, müssen sich auch die Arbeits- und Rahmenbedingungen im Job verbessern, so die Teilnehmer der Veranstaltung.
Qualität und Transparenz in der Pflege sind diesbezüglich unverzichtbare Merkmale. Pflegebedürftige Menschen haben einen Anspruch auf gute Pflege – und gute Pflege muss auch weiterhin klar erkennbar sein.
Einige wichtige Daten zur Situation im Pustertal
Im Pustertal erhalten derzeit rund 1.500 Personen das Pflegegeld daheim in Höhe von insgesamt 1.320.000 Euro.
Davon sind
643 Personen 43,7 Prozent  in der 1. Stufe
510 Personen 34,6 Prozent in der 2. Stufe
260 Personen 17,7 Prozent in der 3. Stufe
über 60 Personen 4,1 Prozent in der 4. Stufe.
Im gesamten Land Südtirol wurde hingegen im letzten Monat an 12.300 Personen Pflegegeld in Höhe  von insgesamt 10.390.000 Euro ausbezahlt.