Vollversammlung beim Verein Alzheimer Südtirol ASAA: Rück- und Ausblick
Online wie inzwischen gewohnt, fand vor kurzem die Jahreshauptversammlung des Vereins ASAA-Alzheimer Südtirol Alto Adige statt, die wie immer Gelegenheit zu Rück- und Ausblick bot.
Präsident Ulrich Seitz und Vizepräsidentin Edith Moroder konnten viele zugeschaltete Mitglieder und Gäste begrüßen, in erster Linie Landesrätin Waltraud Deeg, die die Arbeit des Vereins mit großer Anteilnahme verfolgt, wie sie betonte. Die Situation ist derzeit für alle schwierig, besonders aber für Angehörige, die einen Menschen mit Demenz betreuen. Seitz geht von etwa 850 Familien aus, die von einer ganzen Reihe zusätzlicher Probleme betroffen sind und sich bei der Grünen Nummer des Vereins (800 660 561) bitter beklagen. Daher bat Präsident Seitz im Namen des Vorstands, dringend gegen die unzumutbar langen Wartezeiten für fachärztliche Visiten und für Hausbesuche des Pflegeeinstufungs-Teams, die Verzögerungen bei der Anerkennung der Zivilinvalidität, die Blockaden von Kurzzeitpflege und Tagespflegestätten vorzugehen. Diese gravierenden Einschränkungen steigern die Isolation der betreuenden Familien und ihre Sorgen angesichts drohender Verluste von Arbeitsplätzen ins Unerträgliche. Die Landesrätin entschuldigte sich dafür und versprach, Verbesserungen so bald wie möglich in Angriff zu nehmen.
Der Tätigkeitsbericht 2020, wie immer ein wichtiger Punkt der Tagesordnung, fiel trotz Corona-bedingter Pausen vielfältig aus. Jede Möglichkeit wurde genützt, um die bewährten Programme durchzuführen. Von den Kursen für Betreuer/innen und ausländische Pflegekräfte über das inzwischen sehr beliebte Demenz-Screening der bei ASAA mitarbeitenden Psychologen bis zu den einschlägigen Beratungen durch „Sente-Mente“-Expertinnen wurden Hilfestellungen für Kranke und pflegende Angehörige geboten. Manches musste allerdings auch verschoben werden und wird im laufenden Jahr nachgeholt. Vorträge und Tagungen, auch in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, wurden ins Netz verlegt; ebenso die Treffen mit den deutschsprachigen Demenz-und Alzheimer-Organisationen DADO, mit denen ASAA gemeinsam einen Sprachleitfaden herausbrachte. Wie auch die Selbsthilfegruppen, die sich im Herbst für eine Weile wieder persönlich treffen konnten, bevor der nächste Lockdown begann.
Der Welt-Alzheimer-Tag im September konnte mit einer Filmpräsentation und einer Podiumsdiskussion mit der Demenzaktivistin Helga Rohra begangen werden; Mitte Oktober wurde eine Ausstellung mit Bildern von Margareta Kiem samt Lesung organisiert. Das Theaterstück „Im Treibsand -Loslassen“, das die Vereinigten Bühnen Bozen als Reprise wieder aufnehmen wollten, musste ebenfalls mehrfach verschoben werden und soll nun im Herbst d.J. über die Bühne gehen. Alles, was sich in den letzten Jahren bewährt hat, wird wiederholt und anhand der gemachten Erfahrungen angepasst bzw. verbessert.
Auch der Bilanzbericht samt Vorschau wird in jeder Vollversammlung mit Spannung erwartet. In den bewährten Händen des Schatzmeisters Helmuth Ohnewein sind die Finanzgeschicke des Vereins bestens aufgehoben; Einnahmen und Ausgaben penibel abgestimmt. Ein Verein, der sich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Unterstützung der öffentlichen Hand finanziert, kann keine großen Sprünge machen, aber da alle Aktiven ehrenamtlich tätig sind – trotz zeitlicher Einschränkungen belaufen sich die 2020 geleisteten Stunden auf 2.500 – kommt er gerade so über die Runden. Allein die bürokratischen Auflagen sind nur unter größtem Einsatz zu bewältigen. Eine fest angestellte Bürokraft, die dringend nötig wäre, könnte sich ASAA jedenfalls nie leisten.
Viel Interesse und Zuspruch bekam Norbert Bertignoll, Präsident der Stiftung Griesfeld/Neumarkt, der neueste Informationen zum Projekt „Haus Inge“ einbrachte. Dieses in Margreid geplante Kompetenzzentrum für Demenz, das die ASAA-Präsidentin Inge Bauer Polo schon vor vielen Jahren angedacht hatte, soll nun nach langen konzeptuellen Diskussionen aufgrund der Unterstützung verschiedener interessierter Partner wieder aufgegriffen und an aktuelle Bedürfnisse angepasst werden. Es geht um eine Entlastung der pflegenden Familien als Überbrückungsstruktur mit Kurzzeitbetten für Demenzkranke sowie Behinderte und psychisch Belastete unter 65 Jahren, die auf einen Heimplatz warten; dazu kommt eine ganzjährig funktionierende Tagesstätte samt Abhol- und Rückbringerdienst. Zudem soll für Angehörige die Möglichkeit bestehen, gemeinsam mit den Kranken hier einige Urlaubstage zu verbringen. ASAA kann seine Kompetenz einbringen. Die Planung soll 2021 abgeschlossen werden, der Bau 2022, sodass der Dienst 2023 starten kann.
Abschließend stellte Michael Savelli vom Verein „Arche“ im KVW zum Thema Lebensqualität zuhause sein Angebot zu Wohnberatung vor, das auch kostenlose Hausbesuche vorsieht. Dabei können Fachleute Tipps geben, wie die praktische Umstellung im Seniorenhaushalt ohne großen Kostenaufwand gelingen kann. Laut ASAA-Fachmann Architekt Loris Alberghini werden auch die technologischen Hilfsmittel immer einfacher und funktioneller, sodass es immer leichter wird, Risiken einzuschätzen und zu umgehen.
(ehm)