Demenz kennt keine Auszeit an Weihnachten
Die besinnlichste Zeit im Jahr ist für viele Familien im Lande, die daheim ihre Angehörigen pflegen, eine sehr herausfordernde.
Laut aktueller Datenlage der Alzheimervereinigung Südtirol sind es in diesem 2. Covid-Jahr rund 13.800 Südtiroler Haushalte, in denen Demenzkranke in den eigenen 4 Wänden gepflegt werden. Viele Betroffene leiden an fehlenden Entlastungsangeboten im öffentlichen Gesundheits- und Sozialwesen, sehr langen Wartezeiten für fachärztliche Visiten, Verzögerungen bei der Behandlung der Anträge zur Pflegeeinstufung, weiß Ulrich Seitz zu berichten.
Er erinnert, dass Demenz eine Leistungsstörung des Gehirns darstellt, die das tägliche Leben der Person in Schwierigkeiten bringt, da die kognitiven, intellektuellen, psychischen und motorischen Fähigkeiten stark beeinträchtigt werden. Damit verzweifelte Familien auch in diesen Wochen, in denen zahlreiche öffentliche Dienste nur auf „Sparflamme“ funktionieren, sich nicht völlig alleingelassen fühlen, wird die Grüne Nummer der Alzheimervereinigung Südtirol 800 660 561 uneingeschränkt täglich von 7 Uhr bis 22 Uhr besetzt sein, teilt Seitz mit.
Allgemeine, sich steigernde Symptome sind gerade in einer Zeit der Pandemie, folgende:
- Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten auszuführen
- Verlust des Kurzzeitgedächtnisses mit steigender Deutlichkeit
- Schwierigkeiten bei der Ausführung komplexer Aufgaben
- Unfähigkeit, Tätigkeiten außerhalb des Hauses auszuführen
- Schwierigkeit beim Erkennen von Gesichtern oder Orten
- stereotypisierte Verhaltensweisen (Umherschweifen, anhaltende Lautäußerung)
- Unruhe, Reizbarkeit, veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus
- Vollständiger Verlust der Autonomie
- Unfähigkeit ohne Hilfe zu überleben
- Völlige Kommunikationsunfähigkeit (spricht nicht/versteht nicht)
- Möglicher vegetativer Zustand (im sehr fortgeschrittenen Stadium)
- kognitive Beeinträchtigungen, die zu Verhaltensstörungen und zur Veränderung der Persönlichkeit führen
Demenzerkrankte erleben ihren Alltag häufiger als konfliktreich oder gar bedrohlich; sie verstehen Abläufe nicht mehr und sind entsprechend überfordert. Das verunsichert, frustriert und löst Angst aus. Weil sie diese Gefühle schlecht in Worte fassen können, reagieren sie oft ungeduldig, aufgebracht oder aggressiv. Dieses Verhalten kann Betreuende in schwere emotionale Schwierigkeiten bringen. Es ist aber wichtig, sich daran zu erinnern, dass aggressives Verhalten eher auf die Krankheit als auf das Individuum zurückzuführen ist, betont die Alzheimervereinigung.
Was kann ich tun:
- Die Warnsignale für die Aggressionen erkennen und diese möglichst entschärfen. Diese können etwa Lärm, zu viel Licht, eine laute und grelle Stimme sein.
- Den Alltag vereinfachen, um die Überforderungsmomente zu vermindern, d.h. zum Beispiel. Dinge immer am selben Platz lassen, in der richtigen Reihenfolge geben, Routine beibehalten.
- Dafür sorgen, dass sich die demenzerkrankte Person im Alltag begleitet fühlt, etwa indem Sie Augenkontakt halten und mit ihr sprechen.
- Schimpfen Sie nicht, er würde es nicht verstehen. In Wirklichkeit richtet sich seine Wut nicht gegen Sie, sondern ist Ausdruck seines Unbehagens oder seiner Angst.
- Minimieren Sie Situationen, die der Kranke als bedrohlich empfinden kann; versuchen Sie ihm nicht zu widersprechen, da seine Frustrationstoleranz sehr gering ist. Bleiben Sie ruhig, lenken Sie den Kranken ab. Wenn selbst ein angemessenes Verhalten die Aggression nicht eindämmt, ist es nützlich zu wissen, dass es bestimmte Medikamente gibt, die das Aggressionsniveau des Patienten reduzieren.
- Beobachten Sie, ob der Betroffene Schmerzen hat (Zahnweh, einen Harninfekt…)
Ausführlichere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf unserer Seite unter:„Die 4 Herausforderungen in der Pflege“…
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