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Resümee aus 14 Monaten Ausnahmezustand durch die Pandemie

Aus der Zeitschrift „Dolomiten“ vom 04.05.2021

Über 2100 Anrufe bei der Grünen Nummer der Alzheimervereinigung Südtirol 800660561 – Resümee aus 14 Monaten Ausnahmezustand durch die Pandemie

Ulrich Seitz, der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol hat ein erstes Fazit der Anrufe auf der Grünen Nummer in den letzten 14 Monaten gezogen. Nach Auskunft der zahlreichen Betroffenen geht dabei hervor, dass rund 60% der Personen, die von Demenz betroffen sind, eine erhebliche Verschlechterung ihrer gesundheitlichen Situation aufgrund der Pandemie erfahren hat. Verschiedenste Verhaltensstörungen in der Psyche kamen dabei besonders zum Tragen. Rund 70% der Familienangehörigen hat einer Auswertung der ASAA zufolge hingegen verstärkt Probleme durch zusätzliche Stressfaktoren in der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Pflege am Beratertelefon angesprochen.

Die Alzheimervereinigung hat auf die Fülle der Anfragen reagiert und Ratschläge für die Pflege daheim zusammengestellt, die von vielen Südtiroler Familien gerne angenommen werden, so Seitz.

Diese lauten:

  • Nehmen Sie Anschuldigungen und Abwehrverhalten nicht persönlich – bleiben Sie ruhig. Sagen Sie innerlich ‚Stopp und ihren Vornamen‘ und atmen Sie tief durch bevor Sie reagieren.
  • Diskutieren und Zwang bringen in der Regel nichts.
  • Setzen Sie Grenzen wo es notwendig ist – bei Selbst- oder Fremdgefährdung.
  • Lenken Sie von einer kritischen Situation ab oder lassen Sie die Sache für den Moment auf sich beruhen.
  • Stolperfallen beseitigen, für ausreichende und gute Beleuchtung sorgen – das Licht von Fernseher und Computer können besonders abends die Unruhe fördern. Hören Sie lieber Musik oder lesen Sie etwas vor.
  • Machen Sie mit, wenn Sinnestäuschungen und angstauslösende Dinge geschildert werden, die Sie nicht wahrnehmen. Korrigieren Sie nicht, sondern akzeptieren sie diese Wahrnehmung und helfen sie mit, Spinnen zu entfernen, Zwerge mit Essen zu versorgen um sie freundlich zu stimmen, bei Angst vor Stromschlägen mit Kleidern oder Handschuhen ins Bett zu gehen usw.
  • Finden Sie etwas zum Lachen. Humor ist eine wichtige Stütze im Alltag mit Menschen mit Demenz. Gemeinsam lachen, nicht andere auslachen!
  • Das Weglaufen von Demenzkranken ist gerade jetzt eine Herausforderung. Als Reaktion auf die eingeschränkte Bewegungsfreiheit ist dieses Verhalten verständlich. Fragen Sie die Person, die das Haus verlassen möchte, wo sie hin muss und hören Sie genau zu, was sie sagt. Wenn Sie mit ihr über den Ort und die Erinnerungen daran sprechen, kann sie sich beruhigen und lenken Sie sie ab, indem Sie eine alternative Tätigkeit vorschlagen.