Aus der Zeitschrift „Dolomiten“ vom 04.11.2021

 

Aus der Zeitschrift „Dolomiten“ vom 28.10.2021

 

„Sie ist meine Mutter, aber…“

WIEDERAUFNAHME: „ImTreibsand – Loslassen“ – Studie fürs Theater von EdithMoroder und Brigitte Knapp bei den Vereinigten Bühnen Bozen

BOZEN. Aus dem überaus aktuellen Buch „Im Treibsand“ von Edith Moroder wurde ein beeindruckendes Theaterstück, das von Brigitte Knapp zu einer ansprechenden und lebendigen Bühnenfassung ausgearbeitet und vom Regisseur Christian Mair im Auftrag der Vereinigten Bühnen Bozen auf die Bühne gebracht wurde.

In dieser Fassung mit erweitertem Titel „Im Treibsand-Loslassen“ ist das Stückwiederaufgenommen worden und spielt alle möglichen Nuancen einer an Alzheimer erkrankten Mutter in ihrer Beziehung zu ihrer Tochter und ihrer Enkelin aus. Dass dieses Theaterstück solch einprägsame Bilder erzeugt, ist nicht nur Verdienst der Buchvorlage von Edith Moroder, die ein heutemehr als aktuelles und unter den Fingern brennendes Thema aufnimmt und in einem chronologisch aufgearbeiteten Leidensweg seziert, sondern auch des Regisseurs und seiner Schauspielerinnen, die mit ihrem Können in ihren Rollen zu Protagonistinnen feiner und feinster psychologischer Verwerfungen und Enthüllungen werden.

„Sie istmeineMutter, aber sie weiß es nichtmehr“, sagt zu Beginn des eineinhalb Stunden dauernde Theaterstücks die Tochter resigniert. Patrizia Pfeifer entrollt in meisterhaft pointierter Art und Weise die Geschichte einer Mutter-Tochter Beziehung, die von der fortschreitenden Demenz derMutter geprägt ist. Die Mutter gibt Liz Marmsoler, nicht weniger differenziert in all ihrem Spiel von Licht und Schatten in den wenigen luziden und vielen verirrten Momenten ihres Daseins.

Sie gibt die Unsicherheit, Verwirrung und Desorientierung ihrer zunehmend wirrer werdenden Persönlichkeit überzeugend wieder, ohne in gewisse Stereotype von Mitleid zu verfallen.

In Moroders und Knapps Stück geht es um Demenz und auch darum, was diese Krankheit mit den Betroffenen und mit uns macht. Denn die Krankheit, und dies wissen alle, die davon direkt und indirekt betroffen sind, verändert das Leben der Familienangehörigen und, darüber hinaus“ auch die Beziehung mit Freunden und guten Bekannten. Die Erzählung beginnt in diesem Stück eigentlichmit einemärztlichen Befund, der schonungslos enthüllt, was mit der Mutter los ist: Alzheimer. Und dann setzt eine Entwicklung ein, die sich über mehr als 6 Jahre hinzieht und dem Publikum an Dramatik und Realitätsbezug wenig ausspart. Auch Laura Masten, die die Enkelin gibt, fügt sich kongenial in den fast durchgehenden Dialog zwischen Mutter und Tochter ein, teils distanziert beobachtend teils mitdenkend und mitfühlend. Für die Ausstattung und Bühneneinrichtung ist Mirjam Falkensteiner zuständig. Sie schafft dabei eine intime häusliche Atmosphäre. Am Ende wird dieMutter in ein Langzeitpflegeheim eingeliefert und es beginnt das „Loslassen“, das nicht zuletzt durch den Abbau der Requisiten auch visuell auf der Bühne vollzogen wird. Das Stück „ImTreibsand Loslassen“ fügt sich als Theaterarbeit ein in einen sehr aktuellen Diskurs über unseren Umgang mit Krankheit und mit dem Älterwerden allgemein. Ein zutiefst sozialkritisches Stück, das etwa zu thematisch ähnlich gearteten Beispielen wie Peter Turrinis Stück „Gemeinsam ist Alzheimer schön“ in eine motivische Beziehung tritt. ©

# Termine:  29. und 30.10., 20 Uhr, 31.10., 18 Uhr,

Proberaum 7. Stock, Stadttheater Bozen – Stückeinführung:

 

Von Ferruccio Delle Cave

Aus der Zeitschrift „Dolomiten“ vom 25.10.2021

Aus der Zeitschrift „Dolomiten“ vom 5.10.2021

Die Praxis orientierte Pflege, wird immer wichtiger, so der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol Ulrich Seitz, der von besorgniserregenden Trends in der häuslichen Pflege in Südtirol spricht. Noch nie haben nämlich so viele Südtiroler wie derzeit daheim Menschen mit offensichtlichen kognitiven Einschränkungen betreut und noch nie erhielten wir so viele Hilferufe aufgrund völliger Überforderung.

Nur schon bei den Demenzkranken sind davon rund 10.500 Südtiroler Haushalte betroffen, denn 75% aller Fälle werden über Jahre, durchschnittlich 5-8, daheim versorgt. Und bei weitem nicht alle haben gemäß Beurteilung der zuständigen Stellen Anrecht auf die Pflegeeinstufung. Viele der so genannten „Caregivers“ haben demnach den Spießrutenlauf mit den Behörden aufgegeben und versuchen mit eigenen Kräften ihre Situation zu meistern. Dabei werden wir, so Seitz mit oftmals sehr krassen Beispielen landesweit konfrontiert, wo sich bald herausstellt, dass die Pflegenden dringend im praktischen Umgang mit einem Familienmitglied gestärkt werden müssen. Und da setzt nun die Alzheimervereinigung ab sofort mit einem intensiven, niederschwellig und leicht zugänglichen Angebot von Beratungen an.

 

Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol Ulrich Seitz

Betreuungsarbeit zu Hause ist nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie anspruchsvoll und vor allem für den familiären Kontext anstrengend geworden. Die Pflegeden Angehörigen müssen aus diesem Grunde besonders ihre eigene Bewegungskompetenz besser nutzen, um die Kranken in ihrer Nähe in deren Bewegungskompetenz zu fördern. Dies führt ebenso dazu, dass pflegende Angehörige bei ihrer Tätigkeit gezielter auf ihre eigene Gesundheit achten und pflegebedürftige Angehörige größere Eigenaktivität, Mobilität und Selbstständigkeit entwickeln können. Dadurch profitieren alle Beteiligten gleichermaßen von einer verbesserten Lebensqualität.

Die Inhalte unserer Beratungen in diesem Zusammenhang ziele darauf hin, sensibel auf physische Tätigkeiten bei sich selbst, dem Umgang mit Gewicht, oder der Nutzung von Hilfsmitteln Zwei Werkzeuge bieten sich spezifisch diesbezüglich an, und zwar die Kinästhetik, die als Lehre der Bewegungsempfindung gilt sowie die Validation, die sich zu einer effizienten  Kommunikationstechnik, im Umgang mit dementiell erkrankten Menschen gemausert hat. Sie soll das Wohlbefinden und die Autonomie des Dementen durch das Normalitätsprinzip fördern d.h. die subjektive Wirklichkeit des Gegenübers wird so angenommen, wie sie vorherrscht.

Einschreibungen und Informationen zur zitierten Selbsthilfe mittles Kinästhetik und Validation über info@asaa.it oder die Grüne Nummer 800 660 561.

 

Mit Cannabis mehr Lebensqualität für Alzheimer-Patienten

Herr Dr. Roberto Pittini hat diesen Infoblatt für  den Alzheimertag zusammengestellt.

 

 

 

Aus der Dolomiten vom 27.08.2021 - Im Bild: ASAA Präsident Ulrich Seitz mit den Teilnehmern der Kunsttherapie im Bozner „Museion“

Aus der Dolomiten vom 27.08.2021 – Im Bild: ASAA Präsident Ulrich Seitz mit den Teilnehmern der Kunsttherapie im Bozner „Museion“

Nachdem auch heuer wieder immer noch viele Angebote in der Nachmittagsbetreuung von Menschen mit chronischen und speziell kognitiven Krankheitsbildern landesweit aufgrund der Corona Pandemie fehlen, setzt die Alzheimervereinigung Südtirol ASAA verstärkt in den Sommermonaten auf unterschiedliche Projekte, die an direkt Betroffene, deren Familien, ausländischen Hilfskräften wie auch Mitarbeiterinnen aus den Pflegeberufen gerichtet sind. So erfreut sich unser Kurs zur Kunsttherapie mit den erfahrenen Expertinnen Ulrike Hofmann, Patrizia Trafoier und Rita Mentzel, der wöchentlich im „Museion“ in Bozen stattfindet, großer Beliebtheit, betont ASAA Präsident Ulrich Seitz.

Die vielen Anrufe, die täglich auf der Grünen Nummer der Alzheimervereinigung 800660561 eingehen, sind deutlich mehr geworden, wenn man dies mit den Vorjahren vergleicht, so Seitz. Was auffallend ist, dass mit der Pandemie-Zeit immer öfters die Thematik „Depression und Demenz“ bei den Hilfesuchenden angesprochen wird. Es ist offensichtlich, dass das Erleben des eigenen Abbaus der Merkfähigkeit, der Fähigkeit den Überblick zu bewahren bzw. der Autonomieverlust, zur Depression führen kann. Wir sehen bei unseren Screenings, die wir im Verein garantieren, dass Depression massiv die Informationsverarbeitung im Gehirn und die dazugehörigen Leistungen beeinflusst und die Symptome der Demenz rapide verschlechtert. Wir schlagen daher unmissverständlich Alarm, betont Ulrich Seitz, denn die Wartezeiten für aufschiebbare sowie programmierte Visiten in den Bereichen Geriatrie, Neurologie oder Rehabilitation (physisch und psychisch) übersteigen hierzulande wiederum die Höchstwartezeiten, die staatlich vorgegeben wurden, um einiges. Und wenn man bedenkt, dass bei rund 25.000 Südtirolern, die zur Zeit an Depressionen leiden, ein großer Anteil Senioren betrifft, und gerade sie durch effiziente Anlaufstellen aufgefangen werden könnten, müssen wir einfordern, dass es in diesem Zusammenhang zu Entspannungen kommt. Bei der Auswertung von rund 200 Fällen, die Seitz in den letzten Monaten erhoben hat, zeigt sich dass das Auftreten depressiver Symptome bei Demenz immer klarer zur riesigen Belastung für die Familien im Lande wird. Die auftretenden Schwierigkeiten sind vielfältig, von Mensch zu Mensch verschieden, doch agieren solche Menschen apathisch, unruhig, gereizt, verbunden mit Schlafstörungen und in rund 50% der Fällen mit Suizidgedanken. Seitz erinnert, dass es in unzähligen Situationen zu einer totalen Ohnmacht der Pflegenden vor dem Leiden ihrer Lieben kommt. Die ASAA startet aus den dargelegten Fakten mit einem weiteren Paket, und zwar mit der gezielten Einbindung des effizienten Zugangs mittels „Validation“ mit intern ausgebildeten Lehrerinnen.

Nähere Infos über info@asaa.it

Hier das Dokument zum Herunterladen

Aus der Tageszeitung „Dolomiten“ vom 03.08.2021.  

 

Auch in diesem Jahr stellt sich wieder ein großes Problem im Zusammenhang mit der Betreuung von Menschen mit besonderen Krankheitsbildern, die daheim gepflegt werden. Die Corona-Pandemie hat vieles zerstört und nicht wieder reanimiert, so Ulrich Seitz, Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol. Mühevoll und mit viel Enthusiasmus über die Jahre aufgebaute Entlastungsangebote für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen wurden im Jahre 2020 vielerorts landesweit eingestampft und aus Sorge wegen möglicher Infektionsgefahren, schlichtweg nicht mehr angedacht. Das stellt einerseits einen immensen Verlust in der Freizeitgestaltung Betroffener dar, anderseits bewirkt diese Entscheidung eine Art Kapitulation vor dem Virus, und bringt Familien, die Alternativen zur häuslichen Pflege brauchen in zusätzliche Schwierigkeiten, betont Seitz.

Die Alzheimervereinigung Südtirol ASSA reagiert nun darauf mit einem relativ schnell aus der Taufe gehobenen Projekt in enger Kooperation mit dem Zusammenschluss erfahrener Kunsttherapeutinnen aus unserem Land, die in der Organisationsstruktur „Healing Arts“ ihre wichtigen Kenntnisse weitergeben. Seitz bezeichnet diese Beziehung zur neu gegründeten Gruppe als besonderes Glück.

Der Grund liegt darin, dass Kunsttherapie gerade Menschen mit Demenz hilft, sich auszudrücken, zu kommunizieren und mit der Umwelt zu interagieren. Das geschieht oft auch auf nonverbale Weise. Das gemalte Bild ist dabei quasi das Medium. Kunst weckt Erinnerungen – egal ob Demenzerkranke selbst gestalten oder sich Werke von Künstlern im Museum ansehen.

Im Bild von links nach rechts: Rita Mentzel, ASAA Präsident Ulrich Seitz und Ulrike Hofmann

 

Die Möglichkeit, sich „künstlerisch“ zu betätigen, fördert Lebensqualität sowie Selbstgefühl. Stimmungen und Gefühle. In diesem Sinne startet nun ab 5. August 2021 eine spezifische Reihe von spannenden Treffen für Interessierte aus allen Landesteilen im „Museion Bozen“. Immer donnerstags von 16 Uhr bis 17.30 Uhr bietet sich über das Projekt von „Healing Arts“ und „ASAA“ die konkrete Chance mit ausgebildeten Kunsttherapeutinnen zu beobachten, welche Reaktionen bei Motiven und Maltechniken in der Zielgruppe zum Vorschein gelangen.

Ulrike Hofmann und Rita Mentzel unterstreichen als begeisterte Vertreterinnen der Kunsttherapie diesbezüglich Folgendes: „wir erforschen in kleinen Gruppen Materialien und Techniken der Kunsttherapie. Zusätzlich zur kunsttherapeutischen Erfahrung haben die Teilnehmer im Museion in Bozen die Möglichkeit, sich mit den Kunstwerken des Museums auseinanderzusetzen und sich gedanklich als auch verbal diesbezüglich auszutauschen“. Neugierige können sich ab sofort unter info@asaa.it für dieses „andere Projekt in einer außergewöhnlichen Zeit“ anmelden und Kraft tanken für den anstrengenden Alltag.

Angesprochen sind Patienten, Pflegende aus dem familiären Umfeld, Hilfskräfte, aber auch Bedienstete aus sozio-sanitären Einrichtungen, die Lust verspüren, nützliches Werkzeug für die oftmals sehr herausforderungsvolle Aufgabe der Hilfe zuhause, zu erhalten.

Aus der Tageszeitung „Dolomiten“

Aus der „Neue Südtiroler Tageszeitung“ vom 15.07.2021