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Die PRISCUS LISTE zur korrekten Nutzung von Medikamenten im Alter
In rund 400.000 Haushalten in Italien leben seit Jahren ausländische Pflegekräfte. Laut Erhebung der Alzheimervereinigung Südtirol ASAA sind es in Südtirol rund 3.200. Sie garantieren den meist älteren Menschen, möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben zu können. Immer öfters wechseln aber diese Betreuungskräfte: in der Regel sind es Frauen aus osteuropäischen Ländern, aus Afrika oder Lateinamerika, die hauptsächlich Südtiroler Familien bei der Betreuung eines schwerkranken Menschen daheim zur Seite stehen. Damit sich aber ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Pflegenden und den zu Pflegenden ergibt, ist es grundlegend, so ASAA-Präsident Ulrich Seitz, dass sich diese Figuren näherkommen. Daher organisieren wir seit nunmehr 5 Jahren mit großem Erfolg unsere Befähigungskurse für Angehörige und Hilfskräfte. Vor allem die Folgen einer Demenzerkrankung und das Erkennen der Bedürfnisse der Betroffenen werden in diesem Zusammenhang in erster Linie unter verschiedensten Gesichtspunkten aufgegriffen. Vor kurzem haben wieder einige von ihnen mit Bravour intensive Schulungstage hinter sich gebracht und ihr Wissen perfektioniert. Es handelt sich dabei um ein schönes Erlebnis, auch für uns Ehrenamtliche, die wir maßgeblich an der Umsetzung der beschriebenen Initiative involviert sind, unterstreicht Seitz. Gemeinsam mehr über krankenpflegerische Möglichkeiten, zu Fragen betreffend die angemessene Ernährung bei Chronisch Kranken, zur Beschäftigungstherapie, zu juridischen und versicherungstechnischen Aspekten und vielen anderen Themen Detailliertes zu erfahren, stellt eine Bereicherung dar, auch für die 15 Teilnehmerinnen am kürzlich zu Ende gegangenen Kurs der ASAA mit 70 Stunden Unterricht.
Seitz betont, dass es derzeit eine riesige Herausforderung ist, geeignete Pflegende zu finden. Nach Ausbruch der Corona Pandemie 2020 haben Hunderte von effizienten Kräften Südtirol verlassen und sind nicht mehr zurückgekehrt. Zudem spricht Seitz ein weiteres aktuelles Thema an: die Tatsache, ob ukrainische Flüchtlings-Frauen hier Jobs in der Pflege übernehmen sollen. Für viele Familien klingt das auf den ersten Blick naheliegend. Aufgrund der Unmöglichkeit genügend Ausgebildete für die Pflege zuhause zu finden, gibt es es bereits Anfragen betreuungsbedürftiger Menschen, die eine Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge gegen Pflegeleistungen anböten. In diesem Zusammenhang muss jedoch eine Abklärung mit den zuständigen Behörden erfolgen, ob diese UkrainerInnen effektiv im Lande bleiben und in der Pflege tätig sein wollen. Sie bräuchten auf jeden Fall eine entsprechende Schulung für diese Aufgabe. Die großen Herausforderungen für die rund 10.500 Südtiroler Familien, die daheim kranke Angehörige versorgen müssen, bleiben immens.
Derzeit machen uns, so Ulrich Seitz wieder die langen Wartezeiten für die Pflegeeinstufung und für fachärztliche Visiten sowie für Therapien sehr zu schaffen. Diese Ungewissheiten zehren an den Nerven der Pflegenden, wie wir täglich über Dutzende von Telefonanrufen über die Grüne Nummer 800660561 erfahren. Die Alzheimervereinigung Südtirol wird deshalb nicht müde, den bereits 2016 von der Landesregierung versprochenen Demenzplan einzufordern.
Im Bild von links nach rechts: Präsident ASAA Ulrich Seitz, Vorstandsmitglied ASAA Luise Prossliner und Biostatistiker Markus Falk
Vor Kurzem hat die 5. Auflage des Kurses zur Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz in Bozen begonnen. Der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol Ulrich Seitz ist erfreut darüber, dass wieder erfahrene Referenten für diese besondere Weiterbildungsmöglichkeit für ausländische Hilfskräfte und Pflegende Angehörige, gewonnen werden konnten. So hat der bekannte Biostatistiker Markus Falk zur Eröffnung der Initiative aus wissenschaftlicher Sicht über die neuesten Erkenntnisse bei den Typologien und Phasen der Demenz-Pathologien referiert und Aufschluss über das Monitoring der gesundheitlichen Situation der Kranken sowie zu Messungsmethoden gegeben. In den kommenden 6 Wochen stehen weitere spannende Thematiken an, die für die Betreuung von Demenzkranken wichtig sind. So wird beispielsweise über veränderte Verhaltensweisen, dem Wandertrieb, dem Gedächtnistraining, dem sicheren Wohnen im Alter, der Handhabe von vermögensrechtlichen Aspekten, der richtigen Hygiene, der angemessenen Ernährung sowie über krankenpflegerische Hilfestellungen Aufschluss gegeben. Alle Interessierten können sich jederzeit unter info@asaa.it melden, um zusätzliche Informationen zu den geplanten Vorträgen zu erhalten, für welche es noch immer möglich ist, sich anzumelden. Ulrich Seitz betont die Notwendigkeit dieses Vorhabens, auch weil es beeindruckend ist, wie die in der Umgangssprache genannten „badanti“ mit Familienangehörigen in einer Schulung zusammenkommen und voneinander lernen. Das ist für uns im Verein und für die Betroffenen, ein absoluter Mehrwert, betont Seitz. Wie aus den Rückmeldungen unserer Mitglieder immer wieder klar zum Vorschein kommt, ist Folgendes: so geschieht den ersten Jahren meist alles liebevoll, doch je länger es dauert, desto häufiger stoßen die pflegenden Personen an ihre Grenzen: Sie werden direkt mit Sterben und Tod eines geliebten Menschen konfrontiert; ihre persönlichen Gewohnheiten und sozialen Beziehungen, ihre bisherige Lebensplanung verändern sich grundlegend. Wird die Pflege zudem aufgrund einer Krankheit wie Alzheimer notwendig, müssen die Pflegenden zusätzlich lernen, damit umzugehen, dass sich die Erkrankten auffällig verhalten und sich ihre Persönlichkeit verändert: Wie verhält man sich, wenn sich die 80-jährige Mutter jede Nacht um drei Uhr Schuhe und Mantel anzieht, weil sie das Haus verlassen will, um ihre Tochter von der Schule abzuholen? Wie geht man damit um, wenn der Partner inkontinent wird und sich nicht mehr alleine waschen kann? Häusliche Pflege bedeutet eine starke Nähe, körperlich wie emotional. Sie beinhaltet Intimpflege ebenso wie den ungefilterten Umgang mit den Launen und Eigenheiten des jeweils anderen. Sie ist zudem meist ein Abhängigkeitsverhältnis, das die bisherige Beziehung zwischen Pflegendem und Gepflegtem umkehrt: Die Tochter übernimmt die Mutterrolle, während die Mutter zum Kind wird. Und gerade für diese Situationen wird durch den aktuellen Kurs, entsprechendes Werkzeug für Pflegende bereitgestellt, so die Alzheimervereinigung Südtirol.
ASAA bestätigt Vorstand und versucht sich an neuen Formen der Kommunikation…
Montag, 23. Mai 2022
Immer mehr Demenz-Kranke in Südtirol
Das Landesstatistikinstitut ASTAT hat die Todesursachen der Südtiroler über einen längeren Zeitraum – von 2005 bis 2018 – analysiert: Das Ergebnis: … Hier weiterlesen
(Aus der Wochenzeitung „Zett – Die Zeitung am Sonntag” vom 27.03.2022)
Wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt, ist das nie leicht. Doch zumeist erkranken Menschen erst im hohen Alter, was bedeutet, dass sie keine kleinen Kinder mehr haben oder berufstätig sind. Das ist allerdings nicht immer der Fall. Die Krankheit tritt vereinzelt auch bei jüngeren Menschen auf. Eine Südtiroler Familie erzählt.
Seit kurzem ist der Kleinunternehmer M. bei einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Demenzkranke dabei. „Es tut mir gut, mit anderen darüber zu reden“, erzählt er Stol+. Doch ganz genau können die Angehörigen und Betroffenen der Gruppe seine Situation trotzdem nicht nachvollziehen. „Demenz tritt meist bei älteren Menschen auf. Aber es ist etwas anderes, wenn die Krankheit einem bereits im Alter von 51 Jahren überrascht.“
Seine Frau A. (51) hat vor kurzem die Diagnose Demenz bekommen und das Leben der Südtiroler Familie ist seitdem auf den Kopf gestellt. „Wir haben zwei Kinder im Alter von 10 und 7 Jahren. Man versucht es ihnen dem Alter entsprechend beizubringen, aber es ist nicht einfach“, erzählt M.
Angefangen hat alles sehr schleichend. „Meine Frau hat knapp ein Jahr nach der Geburt unseres zweiten Kindes eine Brustkrebs-Diagnose bekommen“, erzählt der Familienvater. Nach zahlreichen Nerven- und Gesundheitszehrenden Chemotherapien überstand die Familie die Krankheit und wollte in ein neues, sorgloseres Leben starten.
Doch M. bemerkte, dass sich seine Frau langsam veränderte. Dass sie das ein oder andere vergaß, machte ihn anfangs noch nicht misstrauisch. „Das erste Mal, wo mir wirklich aufgefallen ist, dass etwas nicht stimmte, war als wir vor zwei Jahren in den Urlaub gefahren sind. Meine Frau war bevor unsere Kinder zur Welt kamen in einer Führungsposition in einem Unternehmen; sie hat damals rund 100 Arbeiter delegiert und plötzlich – im Urlaub – war sie damit überfordert, auch nur an einem fremden Ort zu sein“, erinnert er sich.
Die Ärzte bestätigten schließlich den Verdacht und teilten ihnen mit, dass seine Frau an Demenz litt.
Eine starke Familie
Für die Familie hat sich das Leben seitdem sehr verändert. Zwar ist Mama A. noch im Stande auf sich selbst zu schauen, ist nicht ans Bett gebunden und braucht keine ganztägige Pflegekraft an ihrer Seite. Doch für einen Menschen, der noch mitten im Leben steht, ist eine solche Diagnose einschneidend.
Sich um ihre beiden Kinder zu kümmern ist eine große Herausforderung geworden, die sie ohne Hilfe von anderen Familienmitgliedern kaum bewältigen kann. „Meine Mutter ist noch sehr gesund und hilft uns mit den Kindern“, erzählt M. Denn für A. ist es ein Ding der Unmöglichkeit geworden, die Zeit einzuschätzen und zu verstehen, wann ihre Kinder von der Schule nach Hause kommen und wann sie das Mittagessen für die beiden vorbereiten soll. „Sie weiß oft nicht, wie spät es ist oder wie sie sich die Zeit einteilen kann.“
Aber auch andere alltägliche Sachen sind für sie ein unüberwindbares Hindernis geworden. Beispielsweise schafft sie es nicht mehr ein Datum in einem gewöhnlichen Kalender zu finden. „In unserem Fall gerät krankheitsbedingt plötzlich auch die Ehe und Partnerschaft aus dem Gleichgewicht und in Schieflage, weil man nicht mehr auf einer Augenhöhe ist“, erklärt M.
„Das Schlimme ist, dass es für Demenz keine Hoffnung auf Besserung gibt“, sagte er. „Beim Krebs wusste man, dass es wieder besser werden kann. A. war schon immer eine Kämpferin und hat alles dafür getan, wieder gesund zu werden. Jetzt aber sagen uns die Doktoren, dass wir nur versuchen können, den Ist-Zustand so lange wie möglich stabil zu halten.“
Diese ernüchternde Erkenntnis ist etwas mit der Ehemann und Vater M. erst lernen muss, umzugehen. „Gottseidank haben wir Familienmitglieder die uns zur Seite stehen und uns unterstützen.“
Auch die Ärzte haben ihnen bis jetzt sehr weitergeholfen. „Man muss schon sagen, dass die ärztliche Betreuung hier in Südtirol sehr gut klappt. Da muss man durchaus ein Lob aussprechen“, sagt er. Allerdings merkt M. an: „Ich bin ein Kleinunternehmer und verdiene gottseidank genug, dass ich mit meinem Gehalt unsere Familie alleine erhalten kann.“ Familien, die auf die Gehälter beider Erwachsenen angewiesen sind, können in einer solchen Situation aber plötzlich auch vor einem riesigen finanziellen Problem stehen. „Denn die finanzielle Unterstützung, die für einen Fall wie unserem vom Staat vorgesehen ist, kann man nicht mehr als ein symbolisches Zeichen bezeichnen.“ Hier müsste sich unbedingt etwas tun, sagt er.
Klare Worte über!
Ulrich Seitz ist derselben Meinung. Er ist Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol und kennt M. seitdem dieser sich bei der Selbsthilfegruppe für Demenz-Betroffene gemeldet hat.
Er findet starke Worte und fordert eine bessere Unterstützung für Menschen, die in so jungen Jahren an Demenz oder Alzheimer erkranken: „Es kann nicht sein, dass es in Südtirol keine Reha-Leistungen für junge Demenzkranke gibt und wir immer noch nicht wie in anderen Ländern Europas einen Demenzplan haben.“ Sein Verein und viele Betroffene warten schon seit einiger Zeit auf Unterstützung von Seiten der Politik: „Es wurde uns bereits 2016 versprochen, dass ein solches Strategiedokument zum Schutze von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auf den Weg gebracht wird. Aber bis heute ist nichts passiert.“
Ulrich Seitz erklärt: „Südtirol ist jährlich mit rund 1200 Neuerkrankungen auf dem Gebiet konfrontiert, Tendenz steigend. Davon sind rund 10 bis 12 Prozent der Betroffenen bereits heute unter 60 Jahre.“ Hier muss sich etwas verändern, fordert der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol.
Wer sich über den Austausch unter Betroffenen informieren oder selbst der Selbsthilfegruppe beitreten möchte, kann sich unter info@asaa.it melden.
(lmk)