„Medizinisches Cannabis bei Alzheimer und Parkinson“

(Online am 12.12.20) s.Programm
Seit Jahren wird auf der Suche nach unter­stützenden Maß­nahmen häufig auch Cannabidiol (CBD) aus­probiert.
Der nicht psychoaktive Ex­trakt aus der Hanf­pflanze kann beruhigende Effekte auf das zentrale Nervensystem ausüben und Angstgefühle sowie Schmerzen lindern; von ihm geht auch ein entzündungshemmendes Potenzial aus.

Die Tagung soll Einblick geben in den aktuellen Stand der Wissenschaft.

Hier das Programm

An den bevorstehenden 2 Dienstagen, sprich dem 24.11. und 01.12, in der Zeitspanne zwischen 17 Uhr und 18 Uhr, organisiert die Alzheimervereinigung Südtirol ASAA zwei spannende Referate zur „geistigen Fitness“ und zur „Verbesserung des Lebensstils“.

Die beiden Infonachmittage werden als Zoom-Konferenzen angeboten und sind sehr praktisch ausgerichtet.

Die Idee dazu ist das Ergebnis einer äußerst fruchtbringenden Zusammenarbeit zwischen der Südtiroler Alzheimervereinigung ASAA und der Bildungsorganisation CEDOCS. Beide Organisationen arbeiten seit nunmehr einiger Zeit intensiv auf dem Gebiet der konkreten Hilfestellungen für Familien, die mit dem Thema „Demenz“ konfrontiert sind, zusammen

ASAA Präsident Ulrich Seitz unterstrich in seinen Ausführungen, dass Angehörige von Patienten mit Demenzerkrankungen einer Vielzahl von Problemen ausgesetzt sind. Die Betreuung eines demenzkranken Patienten ist in den meisten Fällen außerordentlich belastend und führt, wie aus zahlreichen Untersuchungen/Erfahrungsberichten in der Selbsthilfe, gerade auch in Südtirol offensichtlich ist, zu psychischen, in erster Linie depressiven Störungen, körperlichen Problemen und einer verminderten Lebensqualität. Beispielsweise treten bei 30 % der Angehörigen depressive Symptome auf. Weit mehr als die Beeinträchtigungen von Konzentration und Gedächtnis tragen dabei die ausgeprägten Veränderungen des Verhaltens der Patienten zur Überforderung der Angehörigen bei. Seitz erinnert, dass der Umgang mit den Persönlichkeitsveränderungen der Patienten ausgesprochen belastend ist. Immer öfters sind Patienten sogar noch in einem relativ jungen Alter und bei Diagnosestellung noch berufstätig. Das verschlimmert die Situation noch zusätzlich.

Im Rahmen der Themennachmittage referiert Giuseppe Alfredo Iannoccari  von der Uniklinik Mailand, Fachrichtung Humanmedizin.

Iannoccari behandelt die Prävention mit geistiger Gymnastik. Er erörtert in seinen Untersuchungen konkret Folgendesdas Leben verändert sich ständig, aber es gibt auch ständiges Wachstum – wenn wir es rechtzeitig unterstützen! Ab 50 Jahren beginnen die „Altersgebrechen“; auch die Sprechfähigkeit wird alle 5 Jahre geringer. Dagegen lässt sich aber etwas tun: Was man nicht verwendet, verliert man. Neue Aufgaben dürfen nicht Rückzug hervorrufen, sondern sollen Neugier anfachen. Die Hirn-Plastizität lässt sich durch Training in 12 Sitzungen verbessern; damit ist wirksam Zeit zu gewinnen – auch bei beginnender Beeinträchtigung: Selbsteffizienz – Motivation – Selbstwertgefühl werden unterstützt. Empfohlene, nützliche alltägliche Übungen sind hierbei:

1. Nachrichten verstehen und mindestens 3 Personen weitererzählen;

2. für gewohnte Tätigkeiten die weniger geübte Hand verwenden;

3. mehrere Tage lang für 10 Minuten alle Wörter aufschreiben, die mit demselben Buchstaben beginnen;

4. wenigstens 40 Minuten lang Konzentrationsspiele machen;

5. jeden Abend vor dem Einschlafen den Tag in Details überdenken.

Zudem richtet Experte Iannoccari seine Recherchen spezifisch auf den kognitiven Verfall aus und verfolgt den Fokus, damit Durchblutungsstörungen im Gehirn rechtzeitig erkannt werden.

Er sagt: Wir unterliegen einem programmierten Mechanismus, der zwar verlängert werden kann (inzwischen sind 65 Jahre nicht mehr die Schwelle zum Alter, sondern 75 Jahre!), aber nicht unendlich

Der kognitive Verfall hat zwei Komponenten: eine degenerative (gegen die man wenig tun kann) und eine vaskuläre (die heute gut behandelbar ist). Daher sind die Risikofaktoren unbedingt zu beachten: Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Alkoholkonsum, Cholesterin, Herzrhythmusstörungen, Übergewicht  – Bei Verdacht also genaue Diagnose beantragen – Prävention ist deswegen lebenswichtig!

Angehörige von Menschen mit Demenz sollten ihre Kompetenzen stärken, sich einerseits Wissen über die Krankheit aneignen, andererseits auch über ihre Sorgen und Probleme sprechen, sich Rat und Hilfe organisieren, nachfragen und handeln. Es ist erwiesen, dass das Wissen um die Krankheit mit allem was sie mit sich bringt bei der Betreuung der Betroffenen hilft und man ihre veränderten Verhaltensweisen besser verstehen kann.

Alle Interessieren sind herzlich zu diesen beiden Terminen eingeladen. Die entsprechenden Links kann man über info@asaa.it, beantragen.

Nicht nur während eines Lockdown müssen Tausende von Familien im Lande bei der Pflege daheim über sich hinaus wachsen

 

Die Alzheimervereinigung Südtirol ASAA teilt aufgrund der sich erneut erheblich zugespitzten Situation rund um die Eindämmung des Corona-Virus und der damit zusammenhängenden wiederholten Reduzierung/Überlastung vieler Dienste im öffentlichen Bereich, mit, dass das Sorgentelefon weiterhin über die Grüne Nummer der Vereinigung 800660561, täglich von 7 Uhr bis 22 Uhr (auch am Wochenende) aktiv sein wird. Zudem finden die Selbsthilfegruppen unter absoluten Sicherheitsvorkehrungen sowie sämtliche individuelle Beratungen bzw. Fallbesprechungen weiterhin statt. Gerade jetzt ist es unabdingbar, dass sich Familien mit ihren Sorgen an kompetente Ansprechpartner, die selbst Erfahrungen in ihrem Umfeld mit den Auswirkungen von neurodegenerativen Störungsbildern gemacht haben, ohne komplizierten Zugang, zeitnah wenden können. „Wenn Sie also einen nahen Angehörigen mit Demenz betreuen, und gerade jetzt besonders an Ihre Grenzen stoßen, melden Sie sich für Tipps und mögliche Hilfestellungen“, so Präsident Ulrich Seitz.

Zur aktuellen Situation sei folgendes vermerkt: die Welt Gesundheit Organisation setzt immer öfters auf nicht nur kausal wirksame medikamentöse Therapien, sondern spricht im ‚Globalen Aktionsplan Demenz 2017-2025‘ von der Vision einer Welt, in der…“Demenzerkrankungen vorgebeugt werden können und Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ausreichend Fürsorge und Unterstützung erhalten, um ihr Leben so selbstbestimmt, respektvoll, würdevoll und gleichberechtigt wie möglich gestalten zu können.“ Zur Krankheitsbewältigung und Unterstützung jenseits der medikamentösen Begleittherapie sowie Symptomkontrolle gehören demnach Programme und Schulungen für Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Und hier setzt die Selbsthilfe in unserem Verein mit gezielten Aktionen, so Seitz, verstärkt an.

 

Im Bild: Ulrich Seitz und Sigrid Gregori (Teilnehmerin an den Fortbildungen von ASAA)

Wichtige, bevorstehende Termine für Interessierte sind auch die 2 Online-Konferenzen mittels Zoom zu den Thematiken „der kognitive Verfall durch die Krankheit – Gehirn-training um den Verlust der Eigenständigkeit zu verlieren“ am 24. November 2020 von 17 bis 18 Uhr und „Lebensstile: Geistes- und Gehirntraining in verschiedenen Lebensphasen“, am 1.Dezember 2020, immer zwischen 17 und 18 Uhr. Referent ist der bekannte Psychologe, Neuropsychologe und über die Landesgrenzen hinaus bekannte Dozent der Humanwissenschaften an der Universität von Mailand“, Prof.  Giuseppe Iannoccari aus Mailand.

Belastungen und Stress in der Betreuung und Pflege eines Menschen mit einer demenziellen Erkrankung wie zum Beispiel Alzheimer dürfen laut neuesten Studienergebnissen, gerade jetzt in der Corona-Zeit, keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden.

Dem immensen Stress-Faktor in der Pflege daheim entgegen zu wirken ist dem Verein ASAA ein großes Anliegen. Durch die Nutzung der Angebote des Vereins, durch den Besuch der Selbsthilfegruppen, durch Einzelberatungen und Informationen können Betreuende und Pflegende lernen auf sich zu achten, Grenzen zu setzen, die Veränderungen als Teil der Erkrankung zu sehen, Entlastungsangebote anzunehmen und damit Belastungen und Stress zu reduzieren. Wir müssen definitiv Alarm schlagen, vor allem weil wir beobachten, wie durch die Corona-Pandemie bereits seit dem Frühjahr 2020, Tausende von Südtiroler, nicht mehr angemessen behandelt werden können. Immer öfters gibt es Probleme mit Therapieplänen, die nicht mehr regelmäßig monitoriert oder fachärztliche Leistungen, die verschoben werden. Die Ursachen hierfür liegen laut ASAA nicht nur in der Pandemie. Schon im Jänner 2020 verzeichneten wir nämlich Höchstwartezeiten für geriatrische und neurologische Erstvisiten an den Südtiroler Krankenhäusern, die weit über dem vom Staat definierten vorgegebenen Standard lagen, erinnert Ulrich Seitz. Für die Angehörigen und die Pflegenden ist es in Hinblick auf die eigene Gesundheit wichtig, von Beginn an die Betreuung und Pflege aufzuteilen, Hilfe und Entlastung anzunehmen wie z.B. durch Tagesstätten oder stundenweiser Betreuung und für das eigene seelische Wohlbefinden in Gesprächsgruppen der Selbsthilfe oder durch psychotherapeutische Begleitung zu sorgen.

Der Alzheimervereinigung Südtirol ist es ein Anliegen, die vielen Südtiroler Familien, die in der Pflege involviert sind, trotz der Vielfalt der Symptome und Veränderungen, dahingehend zu informieren, dass es durchaus gute Möglichkeiten gibt, um Spannungen im familiären Kontext zu unterbinden. Einige hilfreiche Beispiele, die wie angesprochen in Zeiten, wo nichts mehr so ist, wie einmal, sind Situationen, die wie folgt zusammengefasst werden können:

  • Häufig treten Veränderungen in der Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit auf. Dies macht es den Betroffenen schwer, einem Gespräch zu folgen und erfordert daher von den betreuenden oder pflegenden Personen ein Anpassen zur besseren Verständigung. Sprechen Sie langsam und sagen Sie kurze, einfache und klare Sätze und warten Sie die Reaktion oder Antwort ab!
  • Die Wahrnehmung kann sich im Alter und bei einer demenziellen Erkrankung, aber auch durch Medikamente verändern. Hörbeeinträchtigungen und Sehstörungen können die Kommunikation erschweren. Sätze im Vorbeigehen, von oben herab oder von Hinten gesprochen erreichen die Betroffenen oft nicht.
  • Das Denken verlangsamt sich und macht es den Betroffenen schwer, alles richtig zu verarbeiten. Wenn der Inhalt einer Botschaft nicht verstanden wird, werden die mitschwingenden Gefühle wahrgenommen. Stress überträgt sich leicht auf Menschen mit Demenz, was die Gedächtnisleistung zusätzlich beeinträchtigt.
  • Demenzielle Erkrankungen können auch die Kontrolle über die eigenen Gefühle verändern. Fehleinschätzungen führen zu Kränkungen bzw. Wut oder Aggressionen über die nachlassende Gedächtnisleistung und die damit verbundene Fehlerhäufigkeit und können an den nächsten Personen ausgelassen werden.
  • Auch wenn kognitive Einbußen die Persönlichkeit verändern, so bleibt sie oder er eine Person mit Würde und ist daher respektvoll und wertschätzend zu behandeln. Dazu gehört vor allem nicht auf die Fehler aufmerksam zu machen, die veränderte Wahrnehmung und Realität anzuerkennen und nicht auf der eigenen Realität zu bestehen.
  • Gedächtniseinschränkungen beschämen und stellen das bisher gekannte Leben der Betroffenen auf den Kopf. Kein Mensch mit Demenz kann sich besser erinnern, bloß weil er oder sie auf das schlechte Gedächtnis hingewiesen werden. Im Gegenteil: Wenn Selbstverständliches und Alltägliches weniger gelingt, verursacht dies starke Selbstzweifel und Scham. Das führt zu Rückzug und Vermeiden von Situationen, in denen häufig Fehler passieren. Finden Sie so oft wie möglich etwas, was sie loben können. Geben Sie ehrliche Anerkennung für gegenwärtige oder Leistungen von Früher.
  • Die Tagesverfassung spielt eine große Rolle, wie Menschen mit Demenz erreicht werden können und reagieren. Es gibt immer einen Grund, warum sich Verhalten oder Gedächtnisleistungen ändert. Schlechter Schlaf, Durchblutungsstörungen, Vergiftungen, Nährstoff- oder Sauerstoffmangel, beginnende Infektionen, zu wenig Flüssigkeit und Schmerzen können jeweils die Gedächtnisleistung verändern und verschlechtern.